Montag, 16. April 2012

Jack Ketchum - Beutegier






















Autor: Jack Ketchum
OT: Offspring
USA 1991





Inhalt:


Elf Jahre sind seit den schrecklichen Ereignissen an der Küste von Maine vergangen. Während der damalige Sherriff Peters nun im Ruhestand ist, denken überlebenden Menschenfresser gar nicht daran selbiges zu tun. Immer noch jagend stoßen sie erneut auf ein paar Urlauber und deren doch sehr verlockendes Baby. Als jedoch erste Leichen entdeckt werden fangen die Touristen an, sich zu wehren und auch die Polizei lässt nicht lange auf sich warten. Mit dabei Peters, der reaktiviert wurde, um ihnen mit seiner Erfahrung zur Seite zu stehen. Allerdings hat sich der ehemalige Sherriff immer noch nicht von den damaligen Taten erholt und muss nicht nur mit den Kannibalen kämpfen, sondern auch mit sich selbst...



Meinung:

Sequels haben es generell immer sehr schwer. Seien es Filme, Videospiele oder wie hier: Romane. Auf den ersten Blick betrachtet, bietet Beutegier genau das, was man von einer Fortsetzung erwartet: Die Story wird weiter geführt, einige Charaktere des ersten Teils sind wieder mit dabei und in Sachen Spannung, Terror und Brutalität wird nichts ausgelassen. 

Wie so oft ist es aber der Fall, dass Sequels den Leser eher Langweilen, wenn sie nur das weiterführen, was Teil eins begonnen hatte. Etwas neues muss also her. Deshalb gibt es im Horror-Genre bestimmte Regeln die ein zweiter Teil unbedingt haben muss (aufgezählt werden diese z.B. in Scream 2); zumindest hat es sich seit je her so eingebürgert: Da wäre einmal die Story, die natürlich ebenso spannend, wie erschreckend sein muss und dem Ursprungstitel auf jedem Fall noch mal eins drauflegen sollte. Regel Nummer zwei handelt von mehr Opfern die, uns auf eine noch bestialischere Art verlassen. Und schließlich folgt mit der dritten Regel irgendetwas neues, das eingeführt werden muss. So geht das dann immer weiter... 
Leider, muss ich sagen, schafft es Beutegier nicht, den Vorgänger zu übertreffen und reiht sich somit zu den oftmals verfluchten Nachfolgern ein. Die Story ist, wie immer bei Ketchum, sehr spannend, jedoch kommt sie nicht an Beutezeit heran und wirklich neues hat sie auch nicht zu bieten. Lediglich andere Hauptcharaktere und die nächste Kannibalen-Familie. Ebenso ergeht es Terror und Brutalität, die zwar auch in gewohnt hohem Niveau niedergeschrieben wurden, aber dem ersten Teil um Welten nicht das Wasser reichen können. Meine Theorie wäre da, dass der gute alte Jack nach der Zensur seines ersten Buches einfach vorsichtiger geworden ist und auf Nummer sicher gehen wollte, dass ihm selbiges Schicksal nicht nocheinmal wiederfährt. Natürlich kann es auch einfach sein, dass der Autor keinen bestimmten Grund für das etwas nachgelassene Härte hatte. Dennoch ist Beutegier nur dem Leser zu empfehlen, der es sich zutraut, ein Buch über einen Kannibalen-Stamm zu lesen. Denn Kannibalen sind nunmal Menschenfresser und haben immer Dauerhunger auf ein möglichst blutiges Menschensteak, zumindest, wenn man Filme und Bücher betrachtet... 
Die Geschichte ist ebenfalls nicht schlecht, nur halt einfach dem Vorgänger zu Ähnlich, sodass man "nur" auf bekannte Kost stößt. Kein wunder also, dass Ketchum für den dritten Teil im Bunde sich etwas Anderes und eher Experimentelles ausgedacht hat. Dazu aber zur gegebenen Zeit mehr...  

Beutegier ist an und für sich schon ein richtig guter zweiter Teil, der aber nicht an seinen Vorgänger heran kommt. Zu ähnlich sind Story und Vorhergehensweise und die Härte von Beutezeit ist nun mal einfach unübertroffen. Wer Jack Ketchum kennt, liebt seine Art und macht mit diesem Roman absolut nichts falsch. Man liest einen gewohnt spannenden, heftigen Psycho-Terror-Thiller, der nur eben nicht ganz so atemberaubend ist, wie dessen Teil eins.  



Interessantes:
  • Ketchum wollte nie irgendein Sequel schreiben  
  • Die Nachfrage zu einem zweiten Teil von Beutezeit war so hoch und der Erfolg bei Lesern wie auch Kritikern dementsprechend gut, dass er sich dennoch dafür entschied  
  • Seltsamerweise wurde Beutegier und nicht Beutezeit verfilmt, was das für einen Grund hat, bleibt wohl nur den Filmemachern vorenthalten. 
  • Leider handelt es sich, wie meist bei Ketchum-Verfilmungen, um eine Low-Budget- Produktion, die auch vom Filmischen nicht besonders gut ist 
  • Ob der Film was taugt, kann ich nicht sagen, denn ich hab ihn bis jetzt noch nicht gesehen



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Gehörtes Album während des Schreibens:

Dienstag, 10. April 2012

Richard Laymon - Das Spiel






















OT: In The Dark
USA 2001





Inhalt:

Als Jane eines Tages einen weißen Umschlag mit Geld und einem Rätsel bei der Arbeit in der Bibliothek findet, hält sie dies zunächst für einen Scherz. Da auf dem Umschlag aber ihr Name steht und sich laut dem Rätsel die Möglichkeit ergibt, mit dem nächsten Brief doppelt so viel Geld zu bekommen, steigt sie darauf ein. Der Verfasser des Rätsels nennt sich MOG - Master of Games - und er möchte nur eins: Mit Jane ein Spiel spielen. Schon auf der Suche nach dem zweiten Umschlag stößt sie auf Brace, einem Uni-Dozenten, der ihr beim Lösen der Rätsel behilflich ist. Von der immer mehr werdenden Menge der Belohnung geblendet, sehnt sich die Bibliothekarin nach weiteren Herausforderungen und vor allem nach mehr Reichtum. Doch nach und nach muss Jane immer härtere Aufgaben erledigen und ständig umgibt sie das Gefühl, von MOG beobachtet zu werden. Als ihr das Spiel zu heftig wird und sie auszusteigen versucht, macht ihr MOG deutlich, dass er keine Unterbrechungen duldet. Jane muss weiter spielen, ob es ihr recht ist oder nicht. Denn neben dem Geld steht nun auch ihr und Brace's Leben auf dem Spiel...



Meinung:

Mein Name ist MOG und ich möchte ein Spiel spielen... Das ganze hört sich zunächst nach einem neuen SAW-Teil an. Doch anders als Jigsaw, der seinen Opfern auf eine morbide Art das Leben schenken möchte, will MOG sich mit seinem Spiel nur unterhalten. Und dazu ist ihm jedes Mittel recht... Bei Das Spiel wirft Richard Laymon mehr als einmal die Frage auf: Wie weit würdest du für Geld gehen? Würdest du dich in Gefahr bringen? Würdest du andere in Gefahr bringen? Würdest du sogar für Geld töten?  
Jeder normale Mensch sagt dazu natürlich erst einmal ganz klar: Nein! Wenn jedoch von Spiel zu Spiel mehr Geld hinzu kommt und man schließlich bei zigtausend angekommen ist, sieht die Sache doch etwas anders aus. Und ich bin mir sicher, dass es nicht nur Jane so ergeht. Ich selber ertappte mich jedesmal, wenn MOG eine neue Aufgabe hatte, wie ich überlege, ob ich diese Herausforderung für das zugehörige Geld tun würde. Ob man es letztendlich dann auch wirklich tut, liegt ganz allein am jeweiligen "Spieler". Und seihen wir doch mal ehrlich: Wenn man für ein paar Hunderter ein paar kleine und leichte Aufgaben lösen soll, kann doch erst einmal keiner nein sagen. Sonst würden sich schließlich nicht so extrem viele Menschen im Fernsehen bei verschiedensten Sendungen zum Affen machen. Erst, als es schwieriger wird, steigen die ersten Spieler aus. Für die Anderen jedoch beginnt die Herausforderung erst und es entwickelt sich eine Art Sucht. Nicht ohne Grund ist Glücksspiel jeder Art allseits beliebt und auch Quizsendungen sorgen für viel Beliebtheit. Wie eine Spielsucht packt einen auch die Story. Denn Laymons bekannte spannende Erzählweise fesselt den Leser bis zum Schluss, obwohl ich zugeben muss, dass dies nicht durchweg der Fall ist. In der Mitte der Story Unterbricht das Spiel für eine Zeit lang. Hier wird die Langeweile von Jane beschrieben und ein bisschen erging es mir ebenfalls so. Es ist zwar nett zu wissen, was unsere Hauptcharakterin mit dem Geld vorhat und für was sie es gebrauchen will, aber der gähnende Alltag und das Warten auf den Wiederanfang der Herausforderungen ermüdet einen doch etwas. Zum Glück hält diese Situation nicht all zu lange an und Jane scheint erst einmal eine, zugegebenermaßen fragwürdige, Kommunikationsmöglichkeit mit MOG gefunden zu haben. Als Jane denn nun der Sucht und der Langeweile wegen um weitere Aufgaben regelrecht bettelt, beginnt der Master of Games von neuem mit seinen kranken Ideen. Musste sich man vorher mit Obdachlosen und Rottweilern herumägern, scheinen jetzt Vergewaltiger und perverse Sadisten START auf dem Joypad zu drücken und ins Spiel einzusteigen. Das Ganze ist an sich ein typischer, spannender Laymon-Roman, wie man sie kennt und liebt bzw. hasst. Die kurz aufkommende Langeweile in ab der hälfte der Story ist zwar nicht besonders spannend zu lesen, allerdings schreitet man doch recht bald weiter mit dem Wichtigen Teil: Dem Spiel. Und dieses ist genau, wie man sich es erwartet. Nämlich krank, pervers und verwerflich.  



Interesantes:
  • Auf Seite 369 ist eine nette Anspielung auf Jack Ketchum:  Der Dekan von Brace heißt Ketchum (da es sich hierbei um einen von Dallas Mayr erfundenen Künstlernamen Handelt, ist das ganz sicher Jack ;D )





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Gehörtes Album während des Schreibens:

Montag, 2. April 2012

Jack Ketchum - The Lost






















Autor: Jack Ketchum
OT: The Lost
USA 2001





Inhalt:

"Weist du was? Lass sie uns abknallen!"* sagte Ray Pye, als er eines Abends mit seinen zwei Freunden Tim und Jennifer unterwegs ist. Er wolle wissen, wie es sich anfühle, einen Menschen zu töten. Kurz daraufhin schießt er auf zwei unschuldige Frauen, von denen eine jedoch seinem Attentat entkommt. Da die Polizei aber im Dunkeln tappt, was den Schützen angeht, wird Ray zwar verdächtigt, aber nie überführt.  
4 Jahre später. Der Tod der Überlebenden vom damaligen Drama wühlt den Fall nocheinmal auf, weswegen die Polizei erneut bei ihrem Hauptverdächtigen auftaucht, um ihn in die Mangel zu nehmen. Doch dieser hat mittlerweile ganz andere Dinge im Kopf. Neben seiner Freundin Jennifer zeigt er deutliches Interesse an der Studentin Sally und der neu hergezogenen Katherine. Als Sally ihm allerdings eine Abfuhr erteilt, Katherine mit ihm nichts mehr zu tun haben will und ihn schließlich auch noch Jennifer mit Tim betrügt, dreht Ray durch und zeigt sein wahres Ich...
 *Zitat aus dem Buch

 


Meinung: 

Ray Pye. Jung. Mädchenschwarm. Neigt zur Gewalt. Dealer. Verdächtiger in einem Mordfall. Jugendlicher Serienkiller.  
Diese Kurzbeschreibung trifft genau auf den Hauptcharakter von The Lost. Ray ist exakt das, was man sich unter einem Soziopathen vorstellt. Und genau darum geht es in The Lost. Denn obwohl er schon gleich am Anfang auf zwei Frauen schießt, bleibt es erst einmal bei dieser Tragödie. Trotz des Zusatztitels des Filmes, "Teenage Serial Killer", handelt Ketchums sogenanntes Epos nicht vom Amoklauf eines Serienkillers. Man liest eher eine Charakterstudie, über einen Jugendlichen, der sich von der Gesellschaft abhebt. Die Story spielt zur Zeit der Manson-Morde und dass diese nicht unerwähnt bleiben oder Parallelen ersichtlich werden, ist verständlich. Mord ist in der Tat das große Thema, um das es sich in The Lost dreht. Jedoch steht vielmehr das Leben von Ray und seinen Mitmenschen im Vordergrund. Ketchum lässt sich viel Zeit, die Charaktere zu beschreiben, ganz ungewöhnlich eigentlich für ihn, was aber nicht schlecht sein soll. Ganz im Gegenteil. Über die eh schon sehr labile Persönlichkeit von Ray wird sehr ausführlich geschrieben und als Leser muss man mit jeder Situation, die Ray aus der Bahn wirft, rechnen, dass das berühmte Fass überläuft. Mit dieser Anspannung muss man bis zum Schluss kämpfen, wenn dann Ray Pays Welt komplett in sich zusammen bricht und er nicht anders kann, als seinem Wahnsinn den Weg frei zu machen. 
Wie man es vom Autor gewohnt ist, beschreibt er dessen furchtbare Taten bis ins kleinste Bluttröpfchen, was nicht jedermanns Geschmack ist. Aber wo Jack Ketchum drauf steht, ist eben auch Jack Ketchum drin.  
Obwohl sich Ray oft von einer Verachtenden Seite zeigt, kann man doch ein wenig mitfühlen, warum sich seine aufgestauten Aggressionen mit dem Knall einer Smith & Wesson entlädt und sich auf seine Opfer verteilt. Ob dies im Endeffekt gerechtfertigt ist, sei dahin gestellt, aber dem Autor gelingt es durchaus, den Leser nicht nur zum Nachdenken anzuregen; er lässt einen ebenfalls selbst entscheiden, auf welche Seite man sich stellen will. Ich stelle mich zwar nicht hinter Ray, denn dessen Morde sind ausnahmslos nicht zu dulden, aber gebe ihm auch nicht komplett allein die Schuld an seiner Reaktion. Denn neben den Medien, führten die Situationen mit seinen Freunden und die der Mädchen, sowie einige Kindheitstrauma dazu, dass dieser zu solchen Taten fähig wurde. 

Jack Ketchum's The Lost ist eine durchweg spannende und gerade gegen Ende hin recht brutale Studie über einen soziopatischen Jugendlichen, den es so heute auch noch zu geben scheint. Gerade berühmte Serienmorde, wie die der Manson-Familie zeigen, dass sich der Autor ein immer noch aktuelles Thema für sein Epos herausgesucht hat. Denn das Leitmotiv ist zeitlos, sorgten schreckliche Amokläufe, wie die in Columbine, Erfurt und Norwegen bis heute für Empörung und Aufruhr. Und genau wie im Buch sollte man sich bei diesen schlimmen Taten auch ernsthaft Gedanken über den Wahren Grund machen, denn oft sucht man die Schuld in einfach greifbaren schwarzen Schafen, wie Musik, Filmen oder Spielen. Die Wahrheit liegt aber viel tiefer in der menschlichen Psyche vergraben und so manche Politiker und selbsternannte Experten können dies und noch viel mehr von Ray Pye lernen.



Interesantes:
  • The Lost wurde, wie zuvor Evil und Beutegier, verfilmt
  • Der Film folgt recht genau der Handlung und verändert kaum etwas
  • Einzig das Ende wurde verkürzt und Ray Pye bekommt nur einen Teil seiner wohl verdienten Strafe (gemeint ist die Szene im Gefängnis)
  • Der Film ist, finde ich sehr gelungen, nur die deutsche Synchronisation wirkt sehr amateurhaft und versaut dem deutschen Zuschauer fast alles






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Gehörtes Album während des Schreibens: