Montag, 2. April 2012

Jack Ketchum - The Lost






















Autor: Jack Ketchum
OT: The Lost
USA 2001





Inhalt:

"Weist du was? Lass sie uns abknallen!"* sagte Ray Pye, als er eines Abends mit seinen zwei Freunden Tim und Jennifer unterwegs ist. Er wolle wissen, wie es sich anfühle, einen Menschen zu töten. Kurz daraufhin schießt er auf zwei unschuldige Frauen, von denen eine jedoch seinem Attentat entkommt. Da die Polizei aber im Dunkeln tappt, was den Schützen angeht, wird Ray zwar verdächtigt, aber nie überführt.  
4 Jahre später. Der Tod der Überlebenden vom damaligen Drama wühlt den Fall nocheinmal auf, weswegen die Polizei erneut bei ihrem Hauptverdächtigen auftaucht, um ihn in die Mangel zu nehmen. Doch dieser hat mittlerweile ganz andere Dinge im Kopf. Neben seiner Freundin Jennifer zeigt er deutliches Interesse an der Studentin Sally und der neu hergezogenen Katherine. Als Sally ihm allerdings eine Abfuhr erteilt, Katherine mit ihm nichts mehr zu tun haben will und ihn schließlich auch noch Jennifer mit Tim betrügt, dreht Ray durch und zeigt sein wahres Ich...
 *Zitat aus dem Buch

 


Meinung: 

Ray Pye. Jung. Mädchenschwarm. Neigt zur Gewalt. Dealer. Verdächtiger in einem Mordfall. Jugendlicher Serienkiller.  
Diese Kurzbeschreibung trifft genau auf den Hauptcharakter von The Lost. Ray ist exakt das, was man sich unter einem Soziopathen vorstellt. Und genau darum geht es in The Lost. Denn obwohl er schon gleich am Anfang auf zwei Frauen schießt, bleibt es erst einmal bei dieser Tragödie. Trotz des Zusatztitels des Filmes, "Teenage Serial Killer", handelt Ketchums sogenanntes Epos nicht vom Amoklauf eines Serienkillers. Man liest eher eine Charakterstudie, über einen Jugendlichen, der sich von der Gesellschaft abhebt. Die Story spielt zur Zeit der Manson-Morde und dass diese nicht unerwähnt bleiben oder Parallelen ersichtlich werden, ist verständlich. Mord ist in der Tat das große Thema, um das es sich in The Lost dreht. Jedoch steht vielmehr das Leben von Ray und seinen Mitmenschen im Vordergrund. Ketchum lässt sich viel Zeit, die Charaktere zu beschreiben, ganz ungewöhnlich eigentlich für ihn, was aber nicht schlecht sein soll. Ganz im Gegenteil. Über die eh schon sehr labile Persönlichkeit von Ray wird sehr ausführlich geschrieben und als Leser muss man mit jeder Situation, die Ray aus der Bahn wirft, rechnen, dass das berühmte Fass überläuft. Mit dieser Anspannung muss man bis zum Schluss kämpfen, wenn dann Ray Pays Welt komplett in sich zusammen bricht und er nicht anders kann, als seinem Wahnsinn den Weg frei zu machen. 
Wie man es vom Autor gewohnt ist, beschreibt er dessen furchtbare Taten bis ins kleinste Bluttröpfchen, was nicht jedermanns Geschmack ist. Aber wo Jack Ketchum drauf steht, ist eben auch Jack Ketchum drin.  
Obwohl sich Ray oft von einer Verachtenden Seite zeigt, kann man doch ein wenig mitfühlen, warum sich seine aufgestauten Aggressionen mit dem Knall einer Smith & Wesson entlädt und sich auf seine Opfer verteilt. Ob dies im Endeffekt gerechtfertigt ist, sei dahin gestellt, aber dem Autor gelingt es durchaus, den Leser nicht nur zum Nachdenken anzuregen; er lässt einen ebenfalls selbst entscheiden, auf welche Seite man sich stellen will. Ich stelle mich zwar nicht hinter Ray, denn dessen Morde sind ausnahmslos nicht zu dulden, aber gebe ihm auch nicht komplett allein die Schuld an seiner Reaktion. Denn neben den Medien, führten die Situationen mit seinen Freunden und die der Mädchen, sowie einige Kindheitstrauma dazu, dass dieser zu solchen Taten fähig wurde. 

Jack Ketchum's The Lost ist eine durchweg spannende und gerade gegen Ende hin recht brutale Studie über einen soziopatischen Jugendlichen, den es so heute auch noch zu geben scheint. Gerade berühmte Serienmorde, wie die der Manson-Familie zeigen, dass sich der Autor ein immer noch aktuelles Thema für sein Epos herausgesucht hat. Denn das Leitmotiv ist zeitlos, sorgten schreckliche Amokläufe, wie die in Columbine, Erfurt und Norwegen bis heute für Empörung und Aufruhr. Und genau wie im Buch sollte man sich bei diesen schlimmen Taten auch ernsthaft Gedanken über den Wahren Grund machen, denn oft sucht man die Schuld in einfach greifbaren schwarzen Schafen, wie Musik, Filmen oder Spielen. Die Wahrheit liegt aber viel tiefer in der menschlichen Psyche vergraben und so manche Politiker und selbsternannte Experten können dies und noch viel mehr von Ray Pye lernen.



Interesantes:
  • The Lost wurde, wie zuvor Evil und Beutegier, verfilmt
  • Der Film folgt recht genau der Handlung und verändert kaum etwas
  • Einzig das Ende wurde verkürzt und Ray Pye bekommt nur einen Teil seiner wohl verdienten Strafe (gemeint ist die Szene im Gefängnis)
  • Der Film ist, finde ich sehr gelungen, nur die deutsche Synchronisation wirkt sehr amateurhaft und versaut dem deutschen Zuschauer fast alles






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Gehörtes Album während des Schreibens:












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