Montag, 16. April 2012

Jack Ketchum - Beutegier






















Autor: Jack Ketchum
OT: Offspring
USA 1991





Inhalt:


Elf Jahre sind seit den schrecklichen Ereignissen an der Küste von Maine vergangen. Während der damalige Sherriff Peters nun im Ruhestand ist, denken überlebenden Menschenfresser gar nicht daran selbiges zu tun. Immer noch jagend stoßen sie erneut auf ein paar Urlauber und deren doch sehr verlockendes Baby. Als jedoch erste Leichen entdeckt werden fangen die Touristen an, sich zu wehren und auch die Polizei lässt nicht lange auf sich warten. Mit dabei Peters, der reaktiviert wurde, um ihnen mit seiner Erfahrung zur Seite zu stehen. Allerdings hat sich der ehemalige Sherriff immer noch nicht von den damaligen Taten erholt und muss nicht nur mit den Kannibalen kämpfen, sondern auch mit sich selbst...



Meinung:

Sequels haben es generell immer sehr schwer. Seien es Filme, Videospiele oder wie hier: Romane. Auf den ersten Blick betrachtet, bietet Beutegier genau das, was man von einer Fortsetzung erwartet: Die Story wird weiter geführt, einige Charaktere des ersten Teils sind wieder mit dabei und in Sachen Spannung, Terror und Brutalität wird nichts ausgelassen. 

Wie so oft ist es aber der Fall, dass Sequels den Leser eher Langweilen, wenn sie nur das weiterführen, was Teil eins begonnen hatte. Etwas neues muss also her. Deshalb gibt es im Horror-Genre bestimmte Regeln die ein zweiter Teil unbedingt haben muss (aufgezählt werden diese z.B. in Scream 2); zumindest hat es sich seit je her so eingebürgert: Da wäre einmal die Story, die natürlich ebenso spannend, wie erschreckend sein muss und dem Ursprungstitel auf jedem Fall noch mal eins drauflegen sollte. Regel Nummer zwei handelt von mehr Opfern die, uns auf eine noch bestialischere Art verlassen. Und schließlich folgt mit der dritten Regel irgendetwas neues, das eingeführt werden muss. So geht das dann immer weiter... 
Leider, muss ich sagen, schafft es Beutegier nicht, den Vorgänger zu übertreffen und reiht sich somit zu den oftmals verfluchten Nachfolgern ein. Die Story ist, wie immer bei Ketchum, sehr spannend, jedoch kommt sie nicht an Beutezeit heran und wirklich neues hat sie auch nicht zu bieten. Lediglich andere Hauptcharaktere und die nächste Kannibalen-Familie. Ebenso ergeht es Terror und Brutalität, die zwar auch in gewohnt hohem Niveau niedergeschrieben wurden, aber dem ersten Teil um Welten nicht das Wasser reichen können. Meine Theorie wäre da, dass der gute alte Jack nach der Zensur seines ersten Buches einfach vorsichtiger geworden ist und auf Nummer sicher gehen wollte, dass ihm selbiges Schicksal nicht nocheinmal wiederfährt. Natürlich kann es auch einfach sein, dass der Autor keinen bestimmten Grund für das etwas nachgelassene Härte hatte. Dennoch ist Beutegier nur dem Leser zu empfehlen, der es sich zutraut, ein Buch über einen Kannibalen-Stamm zu lesen. Denn Kannibalen sind nunmal Menschenfresser und haben immer Dauerhunger auf ein möglichst blutiges Menschensteak, zumindest, wenn man Filme und Bücher betrachtet... 
Die Geschichte ist ebenfalls nicht schlecht, nur halt einfach dem Vorgänger zu Ähnlich, sodass man "nur" auf bekannte Kost stößt. Kein wunder also, dass Ketchum für den dritten Teil im Bunde sich etwas Anderes und eher Experimentelles ausgedacht hat. Dazu aber zur gegebenen Zeit mehr...  

Beutegier ist an und für sich schon ein richtig guter zweiter Teil, der aber nicht an seinen Vorgänger heran kommt. Zu ähnlich sind Story und Vorhergehensweise und die Härte von Beutezeit ist nun mal einfach unübertroffen. Wer Jack Ketchum kennt, liebt seine Art und macht mit diesem Roman absolut nichts falsch. Man liest einen gewohnt spannenden, heftigen Psycho-Terror-Thiller, der nur eben nicht ganz so atemberaubend ist, wie dessen Teil eins.  



Interessantes:
  • Ketchum wollte nie irgendein Sequel schreiben  
  • Die Nachfrage zu einem zweiten Teil von Beutezeit war so hoch und der Erfolg bei Lesern wie auch Kritikern dementsprechend gut, dass er sich dennoch dafür entschied  
  • Seltsamerweise wurde Beutegier und nicht Beutezeit verfilmt, was das für einen Grund hat, bleibt wohl nur den Filmemachern vorenthalten. 
  • Leider handelt es sich, wie meist bei Ketchum-Verfilmungen, um eine Low-Budget- Produktion, die auch vom Filmischen nicht besonders gut ist 
  • Ob der Film was taugt, kann ich nicht sagen, denn ich hab ihn bis jetzt noch nicht gesehen



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Gehörtes Album während des Schreibens:

Dienstag, 10. April 2012

Richard Laymon - Das Spiel






















OT: In The Dark
USA 2001





Inhalt:

Als Jane eines Tages einen weißen Umschlag mit Geld und einem Rätsel bei der Arbeit in der Bibliothek findet, hält sie dies zunächst für einen Scherz. Da auf dem Umschlag aber ihr Name steht und sich laut dem Rätsel die Möglichkeit ergibt, mit dem nächsten Brief doppelt so viel Geld zu bekommen, steigt sie darauf ein. Der Verfasser des Rätsels nennt sich MOG - Master of Games - und er möchte nur eins: Mit Jane ein Spiel spielen. Schon auf der Suche nach dem zweiten Umschlag stößt sie auf Brace, einem Uni-Dozenten, der ihr beim Lösen der Rätsel behilflich ist. Von der immer mehr werdenden Menge der Belohnung geblendet, sehnt sich die Bibliothekarin nach weiteren Herausforderungen und vor allem nach mehr Reichtum. Doch nach und nach muss Jane immer härtere Aufgaben erledigen und ständig umgibt sie das Gefühl, von MOG beobachtet zu werden. Als ihr das Spiel zu heftig wird und sie auszusteigen versucht, macht ihr MOG deutlich, dass er keine Unterbrechungen duldet. Jane muss weiter spielen, ob es ihr recht ist oder nicht. Denn neben dem Geld steht nun auch ihr und Brace's Leben auf dem Spiel...



Meinung:

Mein Name ist MOG und ich möchte ein Spiel spielen... Das ganze hört sich zunächst nach einem neuen SAW-Teil an. Doch anders als Jigsaw, der seinen Opfern auf eine morbide Art das Leben schenken möchte, will MOG sich mit seinem Spiel nur unterhalten. Und dazu ist ihm jedes Mittel recht... Bei Das Spiel wirft Richard Laymon mehr als einmal die Frage auf: Wie weit würdest du für Geld gehen? Würdest du dich in Gefahr bringen? Würdest du andere in Gefahr bringen? Würdest du sogar für Geld töten?  
Jeder normale Mensch sagt dazu natürlich erst einmal ganz klar: Nein! Wenn jedoch von Spiel zu Spiel mehr Geld hinzu kommt und man schließlich bei zigtausend angekommen ist, sieht die Sache doch etwas anders aus. Und ich bin mir sicher, dass es nicht nur Jane so ergeht. Ich selber ertappte mich jedesmal, wenn MOG eine neue Aufgabe hatte, wie ich überlege, ob ich diese Herausforderung für das zugehörige Geld tun würde. Ob man es letztendlich dann auch wirklich tut, liegt ganz allein am jeweiligen "Spieler". Und seihen wir doch mal ehrlich: Wenn man für ein paar Hunderter ein paar kleine und leichte Aufgaben lösen soll, kann doch erst einmal keiner nein sagen. Sonst würden sich schließlich nicht so extrem viele Menschen im Fernsehen bei verschiedensten Sendungen zum Affen machen. Erst, als es schwieriger wird, steigen die ersten Spieler aus. Für die Anderen jedoch beginnt die Herausforderung erst und es entwickelt sich eine Art Sucht. Nicht ohne Grund ist Glücksspiel jeder Art allseits beliebt und auch Quizsendungen sorgen für viel Beliebtheit. Wie eine Spielsucht packt einen auch die Story. Denn Laymons bekannte spannende Erzählweise fesselt den Leser bis zum Schluss, obwohl ich zugeben muss, dass dies nicht durchweg der Fall ist. In der Mitte der Story Unterbricht das Spiel für eine Zeit lang. Hier wird die Langeweile von Jane beschrieben und ein bisschen erging es mir ebenfalls so. Es ist zwar nett zu wissen, was unsere Hauptcharakterin mit dem Geld vorhat und für was sie es gebrauchen will, aber der gähnende Alltag und das Warten auf den Wiederanfang der Herausforderungen ermüdet einen doch etwas. Zum Glück hält diese Situation nicht all zu lange an und Jane scheint erst einmal eine, zugegebenermaßen fragwürdige, Kommunikationsmöglichkeit mit MOG gefunden zu haben. Als Jane denn nun der Sucht und der Langeweile wegen um weitere Aufgaben regelrecht bettelt, beginnt der Master of Games von neuem mit seinen kranken Ideen. Musste sich man vorher mit Obdachlosen und Rottweilern herumägern, scheinen jetzt Vergewaltiger und perverse Sadisten START auf dem Joypad zu drücken und ins Spiel einzusteigen. Das Ganze ist an sich ein typischer, spannender Laymon-Roman, wie man sie kennt und liebt bzw. hasst. Die kurz aufkommende Langeweile in ab der hälfte der Story ist zwar nicht besonders spannend zu lesen, allerdings schreitet man doch recht bald weiter mit dem Wichtigen Teil: Dem Spiel. Und dieses ist genau, wie man sich es erwartet. Nämlich krank, pervers und verwerflich.  



Interesantes:
  • Auf Seite 369 ist eine nette Anspielung auf Jack Ketchum:  Der Dekan von Brace heißt Ketchum (da es sich hierbei um einen von Dallas Mayr erfundenen Künstlernamen Handelt, ist das ganz sicher Jack ;D )





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Gehörtes Album während des Schreibens:

Montag, 2. April 2012

Jack Ketchum - The Lost






















Autor: Jack Ketchum
OT: The Lost
USA 2001





Inhalt:

"Weist du was? Lass sie uns abknallen!"* sagte Ray Pye, als er eines Abends mit seinen zwei Freunden Tim und Jennifer unterwegs ist. Er wolle wissen, wie es sich anfühle, einen Menschen zu töten. Kurz daraufhin schießt er auf zwei unschuldige Frauen, von denen eine jedoch seinem Attentat entkommt. Da die Polizei aber im Dunkeln tappt, was den Schützen angeht, wird Ray zwar verdächtigt, aber nie überführt.  
4 Jahre später. Der Tod der Überlebenden vom damaligen Drama wühlt den Fall nocheinmal auf, weswegen die Polizei erneut bei ihrem Hauptverdächtigen auftaucht, um ihn in die Mangel zu nehmen. Doch dieser hat mittlerweile ganz andere Dinge im Kopf. Neben seiner Freundin Jennifer zeigt er deutliches Interesse an der Studentin Sally und der neu hergezogenen Katherine. Als Sally ihm allerdings eine Abfuhr erteilt, Katherine mit ihm nichts mehr zu tun haben will und ihn schließlich auch noch Jennifer mit Tim betrügt, dreht Ray durch und zeigt sein wahres Ich...
 *Zitat aus dem Buch

 


Meinung: 

Ray Pye. Jung. Mädchenschwarm. Neigt zur Gewalt. Dealer. Verdächtiger in einem Mordfall. Jugendlicher Serienkiller.  
Diese Kurzbeschreibung trifft genau auf den Hauptcharakter von The Lost. Ray ist exakt das, was man sich unter einem Soziopathen vorstellt. Und genau darum geht es in The Lost. Denn obwohl er schon gleich am Anfang auf zwei Frauen schießt, bleibt es erst einmal bei dieser Tragödie. Trotz des Zusatztitels des Filmes, "Teenage Serial Killer", handelt Ketchums sogenanntes Epos nicht vom Amoklauf eines Serienkillers. Man liest eher eine Charakterstudie, über einen Jugendlichen, der sich von der Gesellschaft abhebt. Die Story spielt zur Zeit der Manson-Morde und dass diese nicht unerwähnt bleiben oder Parallelen ersichtlich werden, ist verständlich. Mord ist in der Tat das große Thema, um das es sich in The Lost dreht. Jedoch steht vielmehr das Leben von Ray und seinen Mitmenschen im Vordergrund. Ketchum lässt sich viel Zeit, die Charaktere zu beschreiben, ganz ungewöhnlich eigentlich für ihn, was aber nicht schlecht sein soll. Ganz im Gegenteil. Über die eh schon sehr labile Persönlichkeit von Ray wird sehr ausführlich geschrieben und als Leser muss man mit jeder Situation, die Ray aus der Bahn wirft, rechnen, dass das berühmte Fass überläuft. Mit dieser Anspannung muss man bis zum Schluss kämpfen, wenn dann Ray Pays Welt komplett in sich zusammen bricht und er nicht anders kann, als seinem Wahnsinn den Weg frei zu machen. 
Wie man es vom Autor gewohnt ist, beschreibt er dessen furchtbare Taten bis ins kleinste Bluttröpfchen, was nicht jedermanns Geschmack ist. Aber wo Jack Ketchum drauf steht, ist eben auch Jack Ketchum drin.  
Obwohl sich Ray oft von einer Verachtenden Seite zeigt, kann man doch ein wenig mitfühlen, warum sich seine aufgestauten Aggressionen mit dem Knall einer Smith & Wesson entlädt und sich auf seine Opfer verteilt. Ob dies im Endeffekt gerechtfertigt ist, sei dahin gestellt, aber dem Autor gelingt es durchaus, den Leser nicht nur zum Nachdenken anzuregen; er lässt einen ebenfalls selbst entscheiden, auf welche Seite man sich stellen will. Ich stelle mich zwar nicht hinter Ray, denn dessen Morde sind ausnahmslos nicht zu dulden, aber gebe ihm auch nicht komplett allein die Schuld an seiner Reaktion. Denn neben den Medien, führten die Situationen mit seinen Freunden und die der Mädchen, sowie einige Kindheitstrauma dazu, dass dieser zu solchen Taten fähig wurde. 

Jack Ketchum's The Lost ist eine durchweg spannende und gerade gegen Ende hin recht brutale Studie über einen soziopatischen Jugendlichen, den es so heute auch noch zu geben scheint. Gerade berühmte Serienmorde, wie die der Manson-Familie zeigen, dass sich der Autor ein immer noch aktuelles Thema für sein Epos herausgesucht hat. Denn das Leitmotiv ist zeitlos, sorgten schreckliche Amokläufe, wie die in Columbine, Erfurt und Norwegen bis heute für Empörung und Aufruhr. Und genau wie im Buch sollte man sich bei diesen schlimmen Taten auch ernsthaft Gedanken über den Wahren Grund machen, denn oft sucht man die Schuld in einfach greifbaren schwarzen Schafen, wie Musik, Filmen oder Spielen. Die Wahrheit liegt aber viel tiefer in der menschlichen Psyche vergraben und so manche Politiker und selbsternannte Experten können dies und noch viel mehr von Ray Pye lernen.



Interesantes:
  • The Lost wurde, wie zuvor Evil und Beutegier, verfilmt
  • Der Film folgt recht genau der Handlung und verändert kaum etwas
  • Einzig das Ende wurde verkürzt und Ray Pye bekommt nur einen Teil seiner wohl verdienten Strafe (gemeint ist die Szene im Gefängnis)
  • Der Film ist, finde ich sehr gelungen, nur die deutsche Synchronisation wirkt sehr amateurhaft und versaut dem deutschen Zuschauer fast alles






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Gehörtes Album während des Schreibens:












Montag, 26. März 2012

Jack Kilborn - Angst






















Autor: Jack Kilborn
OT: Afraid
USA 2009





Inhalt:

Save Haven ist sowohl für die Einwohner, als auch für Urlauber der Inbegriff eines ruhigen und, wie der Name des Städtchens schon sagt, sicheren, aber auch ruhigen Ortes. Dies ändert sich schlagartig, als ein Militärhubschrauber in der Nähe des Sees abstürzt. Die Feuerwehr trifft ein und muss zu ihrem Entsetzen feststellen, dass das alles kein Unfall war. Ganz im Gegenteil; die Piloten wurden kaltblütig abgeschlachtet und von den Tätern fehlt jede Spur. Was sie nicht wissen: Der Grund für den Absturz und das Massaker sind 5 der schlimmsten Verbrecher und Vergewaltiger, die die Menschheit je gesehen hat. In diesem Chaos kämpfen eine handvoll Anwohner ums Überleben und setzen alles daran, zu flüchten. Letzteres wird durch das US-Militär verhindert, dass das kleine Städtchen wie eine Quarantäne-Zone abriegelt und weder jemanden rein- noch rauslässt. Doch die ungemütlichen Passagiere scheinen es beabsichtigt zu haben, genau hier zu landen. Was haben haben sie in Save Haven zu suchen? Und warum mischt sich das Militär ein? So oder so: Angst macht sich breit...



Meinung:

ANGST. Wer den Titel des Buches hört, denkt wohl zuallererst an typische Horrorliteratur; so erging es nämlich mir. Ausgeburten der Hölle, Dämonen der Finsternis, Geister der Nacht, wiederkehrende Tote. So etwas in der Art jedenfalls...  
Doch Jack Kilborn's Debütwerk spielt mit ganz anderen Ängsten des Menschen. Hier wird der Leser nicht nur mit seinen Urängsten, wie die Dunkelheit oder der Tod konfrontiert, sondern auch mit der Panik, die diese psychisch gestörten und professionell ausgebildeten Killer verbreiten, wenn sie einem auf den Fersen sind. Panik ist vielleicht sogar noch untertrieben und selbst Terror beschreibt noch nicht schlimm genug diesen Schrecken, der hier herrscht. Dabei hat diese Truppe skrupelloser Killer so einiges zu bieten. Da wäre ein Folterkünstler, gefolgt von einem Menschenfleischesser und jemanden, der gerne (an einem) mit Feuer spielt. Dass man da auch als Leser am liebsten die Augen schließen würde, um zu hoffen, dass dieser Albtraum bald vorbei ist, zeigt nur, wie gekonnt Kilborn die menschliche Psyche zu quälen vermag. Wer denkt er hätte mit Filmen, wie SAW, Hostel, Human Centipede (und wie der ganze kranke Scheiß heißt) schon alles gesehen und ich könne ihm nichts neues erzählen, dem sei folgendes gesagt: 
Ich bin bekennender Filmfan und habe mich schon in viele tiefe und schmutzige Ecken des Horrorfilmgenres gewagt. Aber so etwas wie ANGST habe ich wirklich sehr selten erlebt. Dass ein Buch so faszinierend ist, dass man nicht mehr wegkommt zeigt ja eigentlich von viel Qualität und Klasse, was auch hier der Fall ist. Allerdings ist Kilborns Erstlingswerk so dermaßen abstoßend, blutrünstig und heftig, dass es fast schon verwerflich ist, wenn man weiterliest. Die viel zu oft benutzen Worte "starker Tobak" sagen noch viel zu wenig darüber aus, was wirklich hier drinnen steckt. 
 Doch keine Sorge, ich will hier niemanden vor dem Buch warnen oder gar fernhalten. Da ANGST viel mehr kann, als einfach nur schrecklich, böse und gemein zu sein, kann ich es jedem Psycho-Thriller-Fan ans Herz legen. Wenn das Herz denn auch dem hohen Spannungsbogen Paroli bieten kann, denn Verschnaufpausen gibt es nämlich keine. Erst wenn man das Buch beiseite liegt, um ein paar mal tief Luft zu holen, kann man sich etwas Ruhe gönnen; die Story jedenfalls denkt nicht einmal daran dies zu tun. Regelmäßig ertappt man sich selbst dabei, wie man eigens in Panik geriet, das Herz bis zum Anschlag pumpt und man kaum Luft bekommt. Ganz klare Zeichen von ANGST, die sich so anfühlt, als wäre man direkt im Geschehen und würde von diesen Irren verfolgt werden. Das alles wirkt wie der oft zitierte "Unfall, von dem man nicht absehen kann". Hinter der Fassfade von kranker Brutalität und Spannung verbirgt sich zudem noch ein intelligent geführter und gegen Ende hin gut gelöster Storyplot, dem auch eine gewisse Anerkennung gebührt. Denn harte und spannende Bücher gibt es zuhauf. Nur von denen, die dies so gekonnt und perfekt mit der Story zusammenfügen, wie Kilborn's ANGST, gibt es sehr wenig. 
Als Fazit kann man sagen, dass man hier alles bekommt, was man von einem sehr guten Psycho-Thriller erwartet. Sogar um ein vielfaches verstärkt. Allerdings muss man sowohl psychisch, als auch mental einiges aushalten, um bis zur letzten Seite durchzuhalten. Schließlich bleibt nur eine Frage übrig, die ich in den Raum werfe: 
Traust du dich das Buch zu lesen oder hast du vielleicht ANGST...?  


Interessantes:   
  • Es handelt sich hier, wie schon erwähnt, um Jack Kilborn's erstes Buch
  • ANGST spaltete die Meinungen der Leser sehr, da es äußerst brutal ist. Dennoch avancierte es sich nicht nur in den USA zum Kultbuch.
  • Beim seinem zweiten Buch (Das Hotel) gingen die Meinungen noch mehr außeinander, selbst Fans von ANGST fanden teilweise auch nicht besonders gut.



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Gehörtes Album während des Schreibens:

Eskimo Callboy - Bury Me In Vegas






Montag, 19. März 2012

Richard Laymon - Die Insel






















OT: Island
USA 1991





Inhalt:

Ach jaa...
Wie schön ist es, an einem karibischen Strand zu liegen, sich sonnen zu lassen und auf einmal fliegt einem die Yacht um die Ohren, mit der man hergekommen ist. 

Mit dieser auswegslosen Situation müssen sich Rupert, Andrew, Keith, Billy, Thelma, Kimberly und Conny auseinandersetzen, die von nun an als gestrandet gelten. Der Schuldige für die Explosion wird auch bald gefunden, zumindest jedenfalls verdächtigt: Wesley, Thelmas Ehemann.
Schrecken macht sich breit, als nach der ersten Nacht die Leiche von Keith gefunden wird.
Für die Gestrandeten kommt nur Wesley in Frage und es dauert nicht lange, bis dieser sein nächstes Opfer gefunden hat. Aber anstatt am Strand auf ihren Tod zu warten, machen die Überlebenden ebenfalls Jagd auf Wesley. Mit fatalen Folgen: Wesley entkommt, mit der Hilfe von Thelma, knapp einem Hinterhalt. 

Doch der Albtraum scheint noch nicht vorbei zu sein. Was hat Wesley vor? Haben die Frauen vielleicht damit etwas zu tun?



Eindruck:

Sonne. Palmen. Strand. Ein durchgedrehter Killer.
Außer, dass das Ganze sehr trashig klingt, scheint Letzteres wohl auch aus der Reihe zu tanzen. Nicht aber bei Richard Laymon's Die Insel. Auf den ersten Blick scheint dies eine typische Inselgeschichte zu sein, nur, dass Laymon's bekanntester Roman deutlich mehr Psycho- und Terrorelemente enthält.Dadurch liest sich der Roman, als hätte nicht J. J. Abrams die Serie Lost geschrieben, sondern Alexandre Aja oder Eli Roth. Denn Genau dieses Lost-Feeling (wer die Serie kennt, weiß, was ich meine) kommt hier sehr oft auf, nur eben auf eine andere Art.

Gerade dieses vom Titel her doch recht unscheinbare Werk des US-Schriftstellers zeigt, wie sehr die Meinungen bei dessen kontroversen Story auseinandergehen.
Aber ich greife voraus.

Ein Schiffbrüchiger zu sein, kann ja auch schon ganz spannend werden. Da dies aber nicht nur dem guten alten Robinson mehr als einmal in schriftlicher, als auch in filmischer Form passiert ist, wirkt es doch etwas altbacken. Wie also das dröge Leben einer Gruppe von gestrandeten interessanter machen?
Die Antwort klingt simpel: Jemand aus den eigenen Reihen macht Jagd auf die Schiffbrüchigen Kollegen, ohne dabei einen scheinbar sinnvollen Grund zu haben. Dieses Albtraumszenario bringt Die Insel auf ein ganz besonderes Spannungs-Niveau und zwar von Anfang an, denn es dauert nicht lange, bis die erste Leiche gefunden und der Mörder beschuldigt wird. Nach und nach scheint der "Inselkiller" immer mehr Opfer auf seine grausame Art zu erledigen, bis man nur noch ganz allein mit dem Hauptcharakter Rupert geblieben ist. Um dem Leser von diesem atemlosen Katz- und Mausspiel eine Ruhepause zu gönnen, gibt es immer wieder ruhigere Momente, in denen die Charakter beschrieben werden, Konflikte entstehen, welche wieder abgehandelt werden und natürlich auch mehrere Versuche gestartet werden, zurück in die Zivilisation zu finden.

Genau wie Evil von Jack Ketchum erzählt Rupert aus der Ich-Perspektive, nur mit dem Unterschied, dass man sein Tagebuch liest, welches er während dieser Erlebnisse führt.
Diese Tatsache erzeugt ein ganz besonderes Gefühl beim Leser, denn man kann die Situationen noch stärker nachvollziehen und sich deutlich mehr hineinversetzten. Zumindest, wenn man selbst auch männlicher Natur ist. Denn darin liegt, meiner Meinung nach, das Problem von Die Insel. Für weibliche Leser wirken manche Momente vielleicht etwas befremdlich oder führen zu einer Denkweise, wie "Ist ja wieder typisch Mann...", wenn der 19-jährige Hauptcharakter halb oder gar ganz nackte Frauen entdeckt und dementsprechend seinen hormonellen Drang niederschriebt. Dabei ufert das Ganze jedoch nie aus und wie sich aus zahlreichen Internet-Reviews herauslesen lässt, sind Leserinnen doch auch trotzdem vom Karibik-Thriller angetan.

Die oben angesprochene Kontroverse kann ich leider kaum ohne zu spoilern ansprechen. Ab der Hälfte des Buches zeigt Die Insel des wahre Ich:
Die Worte Vergewaltigung, Misshandlung und Minderjährige fallen und dass dabei nicht nur Leser, sondern auch die Sittenwächter hellhörig werden, ist verständlich. Ich finde, Künstler sollten Künstler sein und spreche mich deutlich gegen Zensur aus (siehe unten), auch wenn sich Laymon wirklich hart an die Grenzen des Geschmacks heran wagt. Der Autor ist schließlich nicht für Kindermärchen oder Spongebob-Drehbücher bekannt.
Nichtsdestotrotz ist die Story interessant, spannend, wie auch böse und mit einem Hauch von Erotik gepaart.

Ein, wie ich finde, sehr empfehlenswerter Urlaubs-Psycho-Triller, der allerdings nichts für schwache Nerven ist. Doch Vorsicht! Es sei jedem selbst überlassen, wie weit er in die Abgründe des menschlichen Daseins hineinschauen möchte.




Interessantes:
  • Das Buch wurde ab 2008 nur noch zensiert gedruckt.
  • Abgeschwächt wurde das perverse Spiel mit dem minderjährigen Mädchen und der Schluss wurde positiv abgeändert, was das Ende deutlich verändert.
  • Die Zweitauflage mit neuem Cover war von Anfang an zensiert
  • Seitenzahl der Unzensierten Auflagen: 559s
  • Seitenzahl der zensierten Auflagen: 557s
  • Ob das Buch zensiert ist, lässt sich auch an den letzen Sätzen erkennen. Beim unzensierten Buch heißt es am Schluss: "Man wird sehen."
  • Die unzensierten Versionen lassen sich leider nur noch gebraucht beschaffen.
  • Das Hörbuch auf Audible entspricht der unzensierten Fassung. 



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Gehörtes Album während des Schreibens:

Montag, 12. März 2012

Jack Ketchum - Beutezeit



















 






Autor: Jack Ketchum
OT: Off Season
USA 1980 / 1999


Inhalt:

Um dem Alltag zu entfliehen, wollen drei junge Paare eine Woche lang ihren Urlaub in einer abgelegenen Holzhütte an der amerikanischen Ostküste verbringen. Sie ahnen jedoch nicht, dass sie die grauenvollste Zeit ihres Lebens dort erleben werden. Tief in den Wäldern lebt eine Gruppe junger verwilderter Kannibalen, in deren Jagdrevier sie eingedrungen sind. Sind sie wohl Schuld am Verschwinden mehrerer Menschen vor vielen Jahren?
Eins steht jedoch fest: Für die jungen Wilden ist es Zeit Beute zu machen...



Eindruck:

Sex. Terror. Gewaltorgien.
Genau diese drei Themen werden in Beutezeit bis ins Letzte abgehandelt.
Man stelle sich das Szenario eines Wrong Turn vor, nehme die unbeschreiblich grausame Art von The Hills have Eyes (2006) und mische das Ganze mit ein paar Sexszenen à la Joe D'Amato. Das Ergebnis klingt erst einmal so, als hätte Jack Ketchum die gute, alte Laura Gemser als Black Emanuelle und die letzten Kannibalen für sein erstes Buch aus dem Ruhestand geholt. Doch dahinter verbirgt sich viel mehr, als man vermuten mag: Die kurze, knackige Story behält dank nervenzerfetzender und anhaltender Spannung den Leser bis zum Schluss in seinem Bann. Hinzu kommt eine Atmosphäre, die noch finsterer als die schwärzeste Nacht zu sein scheint, gepaart mit der von Anfang bis Ende kompromisslosen und kaltblütigen Vorgehensweise der höchstens 20jährigen Kannibalen. Ketchum lässt kein einziges, blutrünstiges Detail aus, wenn sich die menschenfressenden Hinterwäldler ihren schonungslosen Instinkten hingeben und sich beim Jagen neben Freude auch Erregungen jeglicher Art frönen. Nichts also für zartbesaitete Vegetarier; Kannibalen sind nun mal nicht jedermanns Geschmack. Durch diese mit Blut, Speichel und anderen Körperflüssigkeiten durchtränkte Zusammensetzung klebt man wie an einer bizarren Rezeptur eines neuartigen Klebstoffs und bleibt dort auch bis zur letzten Seite haften. Alles in allem ein perfekt abgestimmter Horror-Thriller und wie ich finde, ein außerordentlich gelungenes Erstlingswerk.



Interessantes:
  • Dies ist der erste Teil der "Beute-Reihe", der weltweit leider nur zensiert erhältlich ist. Die original US-Erstausgabe musste sehr stark, was Gewalt angeht, zensiert werden, da Ketchums Erstversion dem Verlag deutlich zu hart war.
  • Besonders frustriete Ketchum die Tatsache, dass er sein böses Ende zu einem Happy End umformen musste.
  • 1999 kam eine Neuauflage mit dem Zusatz "Unexpurgated Edition" heraus, die fast komplett Ketchums Originalskript entspricht. Da mittlerweile gewordene Kultautor das Originalskript wegwarf und nicht alles aus seinem Gedächtnis herausrufen konnte, ist diese Neuauflage auch als zensiert anzusehen.
  • Die deutsche Erstausgabe basiert auf dieser nachkonstruierten US-Version und ist immer noch sehr extrem in Sex und Gewalt.



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Gehörtes Album während des Schreibens:



 















Samstag, 10. März 2012

Jack Ketchum - Evil























Autor: Jack Ketchum
OT: The Girl next door
USA 1989

Kaufen

Leseprobe



Inhalt:

David, ein normaler Junge, der in amerikanischen Kleinstadt in den 50ern lebt, trifft eines Tages auf die 14 Jahre alte Meg, die natürlich sofort einen besonderen Reiz auf ihn hat. Nach einem Gespräch erfährt er, dass sie auch noch mit ihrer kleinen Schwester bei einem Freund nebenan einzieht. Allerdings ist Meg der der neuen Erziehungsberechtigten Ruth von Anfang an an Dorn im Auge, weshalb sie die beiden Mädchen regelmäßig vor den Jungs der Nachbarschaft bloßstellt, mobbt und sogar schlägt. Als Meg deswegen zur Polizei geht, flippt Ruth komplett aus. Sie sperrt Meg im Keller ein. Dort muss sich das arme Mädchen allerlei Torturen über sich ergehen lassen, angefangen von Schlägen, über Vergewaltigungen, bis hin zu Verstümmelungen. David, der ein Freund der Familie aber auch von Meg ist, kann die Folter nicht mehr ansehen und wagt einen gefährlichen Fluchtversuch mit den beiden Mädchen...



Eindruck:

Spannend, krank und pervers. Das sind die drei Begriffe, die einem als erstes nach dem Lesen des Buches einfallen. Hier werden nicht nur Meg und ihre Schwester gefoltert, sondern auch der Leser. Hinzu kommt eine doch recht unschuldige kindliche Art der Hauptcharaktere, so dass die Geschichte wie eine Albtraumversion von Stand by me wirkt. Die Erzählung aus der Ich-Perspektive und die Tatsache, dass es auf einer wahren Begebenheit beruht, verstärkt dieses verstörende Meisterwerk
Das Buch jetzt aber auf diese Szenen zu reduzieren und es als "Folter am laufenden Band zu bezeichnen", wäre schlichtweg falsch. Es wird im Grunde erst einmal langsam an die Thematik herangeführt. Dann erst wird losgelegt, bis sich die Situation immer mehr zum dementsprechenden Ende hin zuspitzt. Es ist ein spannender Terror-Thriller mit fiesen Folterelementen und wenn es einen nicht mehr schockiert, dann sorgt es auf jeden Fall für Gesprächsstoff unter Genrefans.



Interessantes:
  • Evil hab ich als erstes Buch gewählt, weil es auch mein erstes richtiges Buch war. Ich hatte davor zwar diverse Schullektüren, allerdings nie wirklich in der Freizeit Bücher gelesen. Jack Ketchums Schreibstil und die Kreativität seiner Werke machten mich auf mehr neugierig.
  • Die Zweitauflage mit anderem Cover ist laut im Internet zensiert, konnte ich aber noch nicht nachvollziehen.
  • Das Buch basiert vage auf realen Vorkommnissen, die sich in den 60er-Jahren in den USA zugetragen haben.
  • Anders als der Film An American Crime, der auf den echten Ereignissen basiert, nahm der Autor Jack Ketchum das Verbrechen nur als Vorbild, um eine noch viel schrecklichere Geschichte zu schreiben. Das Buch selber wurde fast zur gleichen Zeit verfilmt. (Meiner Meinung nach trifft der sehr gute An American Crime meine Vorstellungen besser, als die richtige Buchverfilmung, die eher durchschnitt war.)
  • Das Vorwort von Stephen King ist zwar ziemlich interessant und beschreibt das Buch mehr als treffend, allerdings verrät es auch ziemlich viele wichtige Storyelemente. Also entweder nach dem Buch lesen oder sich sicher sein, dass man stark gespoilert wird.



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Gehörtes Album während des Schreibens: